STADTLEBEN IM MITTELALTER
BESCHREIBUNG

Wir schauen in eine Straßenkreuzung einer südhessischen Stadt um 1470. Hier kreuzen sich die “Harnischfegergasse” mit der “Kremergasse”. Viele Straßen wurden damals nach den dort ansässigen Berufen benannt. Die Schmiede hatten sich früh schon in Eisen-, Kupfer-, Gold- und Silberschmiede geteilt, nun lösten sich von den Huf- und Waffenschmieden die Schlosser und von diesen wieder die Armbruster und Lötschlosser. In der handwerksreichen Stadt Nürnberg gab es als weiter Äste des eisenverarbeitenden Handwerks die Klingenschmiede (Messerer), Schwertfeger, Panzermacher(Plattner), Helmschmiede, Sporer, Nagel- und Pfannenschmiede. Im Diorama sehen wir links die Werkstatt eines Klingenschmiedes uns auf der rechten Seite die eines Plattners.

Die Straßen sind kotig und mit tiefen Fahrrinnen durchzogen, es gibt auf die Straßen verlegte Werkstätten und Balkengerüste, die bis zur Hälfte auf der Straße lagern und den Weg versperren. Im Meraner Stadtrecht heißt es: Niemand soll “bi tage noch bi naht keinen harn noch huspath (Hausrat) in die straße niht werfen noch tragen, heimlich noch offentlich”. Abfälle wurden von Hunden, Hühnern und Schweinen gefressen. Es gab keine Straßenlampen, in den Häusern brannten düstere Talgkerzen, Kienspäne oder Trankrüfe, deren Strahlen nachts bis auf die Gassen drangen. War der Tag heraufgezogen, herrschte ein munteres Treiben. In den Seitengassen, Geschäftsbezirken und Straßenmärkten erklangen alle erdenklichen Geräusche; alle Augenblicke Glockengeläute und fromme Gesänge, dazwischen das Brüllen und Grunzen des Viehs, das Grölen und Randalieren der Nichtstuer in den Wirtshäusern, das Hämmern, Hobeln und Klopfen der Tätigen in den offenen Werkstätten, das Rattern der Wagen und Stampfen der Lasttiere und dazu der melodische Lärm der Händler.

Text aus: “Alltagsleben im Mittelalter “ von O. Borst

Das Bürgerhaus im Mittelalter

Das Bürgerhaus diente als Werkstatt, Lagerhaus und Kontor. Nur dem Handwerksmeister ist es gelungen, sein Haus gleichzeitig zum Geschäfts- und Arbeitshaus umzufunktionieren. In der Hausfassade befindet sich rechts oder links, in manchen Fällen auch zentral, ein großes spitzbogiges Tor, hinter dem sich in aller Regel eine durch zwei Stockwerke reichende Halle befindet, die das ganze Haus durchzieht. Unten befindet sich ein massiver Steinsockel aus Kalk- oder Sandstein, auf dem eine Grundschwelle liegt, in die die senkrechten Hölzer eingezapft sind. Das Obergeschoss kragt zur Straße heraus. Die Zwischenräume der Balken sind mit Lehm-Flechtwerk-Konstruktion gefüllt. Die farbliche Erscheinung der Fassade kann unterschiedlich sein. Es sind befunde einer Rot-Fassung überliefert. Die Fenster sind, wenn sie nicht schon Verglast sind, entweder durch Luken oder durch geöltes Pergament verschlossen. Bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Dächer mit Mönch- und Nonnenziegel gedeckt, die mit Mörtel untereinander verbunden waren. Neben der massiven Ziegeleindeckung gab es auch noch die Möglichkeit, das Dach mit Schiefer, Schindeln und nicht zuletzt mit Weichmaterialien wie Stroh oder Reet zu decken.

 

LITERATURHINWEIS:

Hans-Günther Griep - KLEINE KUNSTGESCHICHTE DES DEUTSCHEN BÜRGERHAUSES - Wissentschaftliche Buchgesellschaft

Hans-Georg Lippert - DAS HAUS IN DER STADT UND DAS HAUS IM HAUSE - Deutscher Kunstverlag

Otto Borst - ALLTAGSLEBEN IM MITTELALTER - Insel Taschenbuch

Harry Kühnel - ALLTAG IM SPÄTMITTELALTER - Verlag Styria Graz Wien Köln

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